Über Mut und Zeit nehmen

Jetzt ist es soweit und es kostet mich viel Überwindung. Es ist Samstagabend, eigentlich schon Samstagnacht und ich muss noch einen Blogpost schreiben. Ich habe Euch versprochen jeden Sonntag einen Artikel online zu stellen, egal wie lang oder kurz. Da morgen endlich mal wieder schönes Wetter wird habe ich mich zum Wandern verabredet. Gestern Abend war ich spontan im Kino (120 bpm – was für ein Film!) und heute habe ich einfach ganz faul und gesund meine Seele baumeln lassen. Nun wollte ich mich endlich an einen neuen Catching-up Post setzten… aber ich kann mich nicht durchringen. Darum habe ich mich durchgerungen und  eben diesen eher weniger kosmetischen und dafür aber persönlichen Artikel zu schreiben.

Ich möchte etwas mit Euch teilen. Etwas das ich morgen tun werde und wie es dazu kam.

Ich werde nicht einfach so wandern gehen, ich werde auch, jeden falls habe ich mir das fest vorgenommen Autofahren. Waaaaaah!!!

Das klinkt für die meisten von Euch wahrscheinlich total nicht aufregend. Aber ich mache mir schon seit Tagen in die Hose vor diesem großen Tag.

Meinen Führerschein habe ich seit ich 18 bin. Fahren tue ich so gut wie seit 18 Jahren nicht mehr. Seit Jahren sagen mir Familie und Freunde ich solle doch einfach wieder Fahrstunden nehmen oder (für mich noch weniger konstruktiv) einfach mal ins Auto steigen. Natürlich hatten sie recht, es hätte so einfach sein können. Aber ich hatte nie die Kraft dafür. Es standen immer andere Sachen an und ich hatte immer genügend Ausreden parat das Projekt Fahrstunden nicht anzugehen. Das dachte ich jeden Falls.

Aber es waren keine Ausreden. Die Zeit war all die Jahre einfach nicht reif.

Es stand nämlich wirklich zu viel Anderes an. Und wenn das Leben so viele Baustellen kennt, dann muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Erst diesen Sommer in dem ich endlich meinen Job kündigen konnte, eine neue Stelle in Aussicht hatte, der Sommer in dem ich meine eigene Wohnung hatte, und auch Beziehungstechnisch einiges ruhiger wurde, hatte ich die Kraft meine Angst was das Autofahren betrifft anzugehen. Ich hatte emotional genug Raum und auch körperlich die Kraft das Projekt Fahrstunden in Angriff zu nehmen.

Einen Termin bei einer Fahrschule bei mir um die Ecke hatte ich aber trotzdem wieder abgesagt. Aber dann, also ob es so hätte sein sollen, bekam ich eine neue Kollegin die mir den besten Fahrlehrer ever empfohlen hat. Juan! Juan hat Geduld, kann erklären, hat die ruhigste Stimme die ich kenne und spricht auch noch fließend Deutsch… denn wenn ich mich zum ersten Mal nach so vielen Jahren wieder auf den Verkehr konzentrieren muss, dann weiß ich bei Gott nicht mehr was Kupplung auf Niederländische heißt.  😉

Dass die Zeit einfach all die Jahre nicht reif war, das sehe ich erst jetzt. Jetzt sehe ich, dass man um persönliche Projekte angehen zu können Raum und Energie braucht. Wann die Zeit reif ist, das weiss man schon. Das Herz sagt einem genau zum richtigen Moment Bescheid und das Universum schickt einem ein Zeichen (oder eben einen guten Fahrlehrer). Jetzt weiss ich, dass Ausreden nicht immer Ausreden sind, sondern die Intuition einem manchmal einfach zwingt sich aufs Wesentliche und nicht auf zu vieles gleichzeitig zu konzentrieren. Das Wesentliche war bei mir diesen Sommer die Fahrstunden. Die letzten Jahre was das Wesentlich aber vieles andere, wie die Wohnungssuche, eine Beziehung die in die Brüche ging und und und.

Natürlich brauchte ich auch diesen Sommer immer noch Mut ins Auto zu steigen, und auch für morgen brauche ich Mut. Aber wenn die Zeit reif ist, dann ist der Mut so viel stärker als die Angst.

Gönnt Euch Zeit. Geht eine Baustelle nach der anderen an, und hört auf Euer Gefühl und Eure Intuition. Wenn die Zeit nicht reif ist, dann ist das ok. Und wenn sie reif ist, dann merkt ihr das auch!

Liefs, Eure Liv!

 

Drückt mir die Daumen, dass ich mich heute tatsächlich hinters Steuer setzte und mich traue auch ohne Fahrlehrer zu fahren. I’ll keep you posted Instagram.

7 Comments

  • Liebe Liv, du bist sehr tapfer und mutig.

    Ich selbst fahre, seit ich in der Stadt wohne, höchst ungern Auto. Das liegt nicht am Fahren selbst, ich bin schon mit Fahrrad bzw. Auto/Motorrad in der Großstadt gefahren. Ich kann einfach schlecht ein- und ausparken und traue mich das hier nicht. Die Parkplatzsituation ist mies, hier ist Millimeterarbeit gefragt. Deshalb fahre ich seit Jahren kaum Auto.

    Kennst du die Youtuberin Andrea Morgenstern? Die hat das selbe Problem mit dem Autofahren wie wir: sie hat einen Führerschein, aber Schiss, ihn zu gebrauchen.

    Wir haben so viele Baustellen im Leben, wir können nicht alle gleichzeitig angehen. Oft ist anderes wichtiger oder dringender. Ich kann deinen Beitrag voll unterschreiben!

    Ich hoffe, du hast einen wunderschönen Tag heute!

  • tina sagt:

    Ich wünsche dir persönlich alles Gute und den Mut, obwohl ich wirklich über jede Person froh bin, die eben nicht Auto fährt. Es gibt meiner Meinung nach schon mehr als genug davon…

  • Herbstbeauty sagt:

    Ein schöner, persönlicher Post! Ich finde auch, dass die richtige Zeit wichtig ist, um manche Dinge entspannt anzugehen. Auf Instagram habe ich gesehen, dass Du einen tollen Tag hattest.

    Liebe Grüße

  • Liebe Liv,
    ohje, das ist genau mein Thema quasi!
    Ich besitze ebenfalls seit dem 18. Lebensjahr den Führerschein, bin aber seitdem fast nicht mehr gefahren. Wie kommts, bzw. wie kam es? Das hat eigentlich 3 Gründe:
    1. Ich habe mich von Anfang an nie sehr sicher und wohl beim Autofahren in der Farhschulzeit gefühlt. Mein Fahrlehrer war ein cholerischer A….., der mich nie gelobt, aber immer fleissig kritisiert hat. Das hat mich verunsichert.
    2. Während der Fahrschulzeit habe ich einen Unfall gebaut, da der Fahrlehrer es vorgezogen hat, Rätselhefte auf seinen Knien zu bearbeiten, anstatt mit mir auf den Verkehr zu achten.
    3. Meine Schwester als Fahrerin und ich als Beifahrer sind kurz vor meiner Fahrprüfung in einen schlimmen Unfall auf der Autobahn geraten. Ich habe zwar die Fahrprüfung danach bestanden (generell erst beim 3. Anlauf), aber ich wollte nicht mehr fahren.
    Nun, alles nicht die besten Voraussetzungen….In einer Stadt wie Berlin brauche ich den Führerschein zwar nicht wirklich, aber mich nervt dennoch diese diffuse Angst vor dem Fahren und ich habe stets im Hinterkopf, das Thema doch mal anzugehen.
    Ich freue mich für Dich, dass Du so einen netten Fahrlehrer gefunden hast und Dich überwinden konntest. Klasse!!!! Meinen Respekt.
    Liebe Grüße,
    Meike

  • Na sowas, ich habe mich gerade heute bei einer Fahrschule für Auffrischungsstunden angemeldet – und bin schon allein deswegen total stolz auf mich! Was hat mich das an Überwindung gekostet! Ich bin auch seit dem 18. nicht mehr gefahren und habe nie Routine entwickelt, habe jetzt auch ganz schön Schiss vor der ersten Stunde, aber bin gleichzeitig beruhigt, weil mir die Fahrschule ebenfalls empfohlen wurde und ich mich da in sicheren Händen fühle.

    Ich finde Autofahren im Alltag zwar meistens überflüssig (und Verkehr/Lärm/Abgase als Nicht-Autofahrer extrem lästig), aber mit älter werdenden Eltern, Fernbeziehung und meinen diffusen Plänen aufs Land zu ziehen, sehe ich langsam eine immer dringlichere Notwendigkeit darin, mich am Steuer sicher zu fühlen, auch wenn ich mir (erstmal) nur ab und zu ein Auto leihen werde. Vielleicht wird das Autofahren in den nächsten Jahren, mit zunehmender Elektro-Mobilität, ja sogar doch noch sexy! 😉

  • Leo sagt:

    Danke für diesen Text! Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen – jede Challenge hat ihre Zeit und wenn du bereit dazu bist, wirst du sie angehen! Ich drück dir die Daumen, hasse Autofahren auch und fühle mit dir 🙂

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